Repair, Refurbish, Recycle: Miele bringt internationale Pilotprojekte auf dem Weg
Fragen & Antworten zur Zirkularität bei Miele
Was bedeutet Zirkularität?
Zirkularität bedeutet, Produkte und Materialien immer wieder einer neuen Verwendung zuzuführen und so dauerhaft im Kreislauf zu halten. Seinen Ursprung hat sie im Englischen, wo der Begriff Circular Economy gebräuchlich ist. Das Konzept der Circular Economy geht unter anderem auf die Vordenkerinnen und Vordenker von Cradle-to-cradle und der Ellen MacArthur Foundation zurück. Danach handelt es sich um ein System, „in dem Materialien nie zu Abfall werden und die Natur sich regeneriert.“ Dazu würden Prozesse wie Wartung, Wiederverwendung, Aufarbeitung, Wiederaufbereitung, Recycling und Kompostierung eingesetzt.
Warum ist das Thema Zirkularität so wichtig?
Die natürlichen Ressourcen auf unserem Planeten sind begrenzt. Unser Wirtschaftssystem ist bisher von linearen Prozessen geprägt – wir produzieren, kaufen, nutzen und entsorgen die Gegenstände. Dem Lebensende und Aspekten wie Wiederaufbereitung oder Wiederverwendung von Produkten wurde bisher weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Eine Transformation vom linearen zum zirkulären Wirtschaften würde die Nutzung vor allem von neuen Ressourcen reduzieren. Auf diese Weise trägt Zirkularität zu einer Verlangsamung von Klimawandel, Artenverlust und anderen negativen Auswirkungen bei. Zirkuläres Wirtschaften unterstützt eine nachhaltige Zukunft.
Wo liegen die Vorteile einer zirkulären Wirtschaft?
Zirkularität hat sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile: Grundmaterialien für Metalle und Kunststoffe wie Eisenerze, Kohle und Erdöl wachsen nicht nach – und gleichzeitig streben wir Wirtschaftswachstum an. Wenn wir also nichts tun, kommt irgendwann unweigerlich der Punkt, an dem diese Ressourcen sehr viel knapper als heute sein werden oder ganz verbraucht sind. Das wird auch Auswirkungen auf unser unternehmerisches Handeln haben: Knappe Ressourcen werden die Materialpreise und Verfügbarkeiten am Markt beeinflussen. Weitere Effekte wie steigende CO2-Steuern auf Materialien kommen hinzu, denen wir durch CO2-reduzierte Materialien und zirkuläre Lösungen entgegenwirken können. Ressourcenschonung ist also beides: sowohl ein Beitrag zum Erhalt unseres Planeten als auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit für Unternehmen.
Wie setzt Miele Zirkularität um?
In der Circular Economy gibt es sogenannte R-Strategien – das sind die Ansätze Refuse, Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle und Recover. Einige davon bieten Miele als produzierendem Unternehmen den größten Hebel, z.B. Refurbishment, Repair und Recycle. Diese hat Miele in seiner Nachhaltigkeitsstrategie eingebunden und prüft intensiv, wie die praktische Umsetzung aussehen könnte. Daher haben wir erste Pilotprojekte ins Leben gerufen, um tiefer in diese Themen einzutauchen, denn: Wir befinden uns hier noch am Anfang einer langen Reise.
Welche Pilotprojekte führt Miele durch?
Miele führt mehrere Pilotprojekte durch:
Seit 2022 läuft in den Niederlanden ein umfangreiches Projekt zu Refurbishment: Dabei werden Miele-Waschmaschinen generalüberholt, d.h., geprüft, repariert, sowie gereinigt und dann mit dem Label „refurbished“ an interessierte Kundinnen und Kunden verkauft.
Zur Repair-Strategie passt die Aufbereitung von hochwertigen Elektroniken in Deutschland durch ein spezialisiertes Unternehmen. Die Elektroniken stammen aus Waschmaschinen, die sich für ein Refurbishment nicht eignen. Die Elektroniken werden an Verbraucherinnen und Verbraucher sowie professionelle Betriebe verkauft, die sie als Reparaturaustausch wieder einbauen.
Zudem bietet Miele seit Juli 2024 in einigen europäischen Ländern über den eigenen Kundenservice und über Servicepartner auch generalüberholte Elektroniken statt neuer Ersatzteile an. Das Angebot beinhaltet zunächst 12 gängige elektronische Steuerungen und wird sukzessive ausgebaut.
In einem weiteren Projektteil in den Niederlanden werden Waschmaschinen die Waschmitteleinschübe entnommen, die aufgrund ihrer Materialzusammensetzung gut für ein Recycling geeignet sind. Das Kunststoffmaterial wird separiert und geht zu einem Recyclingunternehmen, bei dem es zu Granulat verarbeitet wird. Anhand dieses Materials erforscht Miele Qualität und Anwendungsmöglichkeiten für die Zukunft.
Ebenfalls aus den niederländischen Waschmaschinen stammen die gusseisernen Lagerkreuze und Gewichte, die in der Miele-Gießerei am Hauptsitz in Gütersloh wieder eingeschmolzen werden. Recyclinganteil der Produktion dort: fast 100 Prozent.
Hinzu kommen diverse Forschungsprojekte, an denen Miele beteiligt ist: Im Rahmen des Innovationsclusters „it’s OWL“ arbeiten im Projekt „Sustainable Lifecycle Engineering”, kurz SLE, wissenschaftliche Institute und Unternehmen gemeinsam an der Entwicklung eines ganzheitlichen Systemmodells, das Nachhaltigkeitsauswirkungen langfristig transparent macht. Im Forschungsprojekt ZirkuPro stehen intelligente technische Systeme im Fokus, die auf die Entstehung ganzheitlich zirkulärer Produkte mitwirken sollen.
Was hat Miele bisher erreicht?
Miele steht seit über 125 Jahren für hochwertige, langlebige Materialien und gute Reparierbarkeit. Dies sind ideale Rahmenbedingungen, um Miele-Geräte noch zirkulärer zu gestalten.
Dabei hat Miele bereits erste, konkrete Erfolge vorzuweisen. Beispielsweise kommt die Verpackung des Complete C3 heute ohne das bisher übliche Styropor aus. Es wurde durch ein Faserformmaterial aus Rezyklat ersetzt. Im Bereich der Wäschepflege konnte beim Bodenmodul des Wäschetrockners 30 Prozent Material eingespart werden, nachdem ein konsequentes Redesign durchgeführt wurde und eine neue, preisgekrönte Schäumtechnologie Anwendung fand. Gleichzeitig konnte durch Rezyklateinsatz im Deckel des Moduls der Bedarf an Neu-Kunststoff weiter reduziert werden – und das alles bei gleichbleibend hoher Performance und Lebensdauer.
Stellt Miele zirkuläre Geräte her?
Die Herstellung und Serienfertigung eines komplett zirkulären Hausgerätes ist noch Zukunftsmusik. Miele unternimmt jedoch erste Schritte in diese Richtung und hat die Konzeptstudie eines zirkulären Staubsaugers entwickelt, die Miele auf der diesjährigen IFA vorstellt.
Wie sieht die Konzeptstudie eines zirkulären Staubsaugers aus?
Die Studie zeigt einen Staubsauger, der vollständig modular aufgebaut ist, was sowohl die Reparatur als auch eine spätere Zerlegbarkeit möglich macht. Das verwendete Material stammt aus Recycling und ist komplett recycelbar. Sämtliche Wartungselemente sind farbig abgesetzt, der Filter nahezu selbstreinigend – dieses System ist zum Patent angemeldet. Monomaterial und Steck- bzw. Schraubverbindungen statt Verklebungen, Green Aluminium und Komponenten, die Verbraucherinnen und Verbraucher problemlos selbst austauschen könnten, vervollständigen das Konzept des zirkulären und extrem langlebigen Staubsaugers.
Wo liegen die Herausforderungen bei der Umsetzung von Zirkularität?
Die größte Herausforderung liegt im Umdenken: Konsumentenscheidungen, Lieferketten, die Abfallentsorgung und nicht zuletzt Studiengänge und Ausbildungen konzentrieren sich auf lineares Wirtschaften. Dies zu überwinden ist eine enorme gesellschaftliche Herausforderung. Es gibt aber auch sehr viele konkretere Aspekte, die Unternehmen betreffen: Über die Regularien CBAM und EU-ETS werden die weniger nachhaltigen Materialien zum ökonomischen Risiko und verlangen eine noch bessere Überwachung von Lieferketten. Einige Ressourcen werden immer knapper und daher teuer. Das bedeutet, dass Unternehmen einerseits flexibler werden müssen, es andererseits gilt, die Vielfalt an genutzten Materialien zu reduzieren.
Wann wird es den zirkulären Staubsauger zu kaufen geben?
Die Studie zeigt, wie ein zirkuläres Produkt in Zukunft aussehen könnte. Es ist unwahrscheinlich, dass der zirkuläre Staubsauger exakt so in Serie geht. Die Erkenntnisse aus der Studie fließen jedoch in zukünftige Produktentwicklungen ein, um Miele-Geräte immer nachhaltiger zu gestalten.
Eine Pressemitteilung zum Thema finden Sie hier: Kreislaufwirtschaft: Miele stellt zur IFA Konzept für einen zirkulären Staubsauger vor